Wenn man so in die vergangenen Jahre blickt, fühlt man sich bestärkt, dass es wenigstens die Aids-Leugner immer schwerer haben. Die Existenz der Krankheit ist im Mainstream akzeptiert, es gibt gute Medikamente dagegen, die tödliche Seuche ist zu einer chronischen Krankheit geworden. Wenn eine Krankheit vielleicht nicht heilbar, aber doch gut behandelbar ist und ihren Schrecken verliert, man die Erfolge sieht, wird die Luft für Leugner und Pseudomediziner dünn.
Hardcore-Leugner wie Lanka behaupten zwar noch immer, dass noch nie jemand das Virus gesehen hätte, dass es nicht isoliert sei, dass es weder Nachweise noch sonst etwas gäbe, aber jeder, der in der Lage ist, “Bild HIV” in eine Suchmaschine einzugeben, kann sich direkt vom Gegenteil überzeugen. Natürlich, Leute, die so tief im Wahn verhaftet sind, werden sich nie überzeugen lassen, egal wie stark die Beweislage ist.
Andere Gruppen wie das Office of Medical and Scientific Justice, die wir auch im Blog schon besprochen haben, leugnen nicht einmal mehr direkt die Existenz von Aids, sondern behaupten statt dessen, dass die Tests unzureichend seien. Dabei wird abstrus mit dem Text der Beipackzettel und ähnlichem argumentiert.
Eine der älteren und durchaus sogar valideren Kritiken bezieht sich auf die Bangui-Definition für Afrika. Das Problem an der Bangui-Definition ist, dass die Diagnose meist nur aufgrund der Symptome gestellt wird. Ein HIV-Test ist eben sehr teuer und kann daher in Afrika, in armen Gegenden, oft nicht durchgeführt werden.
Natürlich ist niemand glücklich damit; es gibt sicher viele Fehl- und vor allem zu späte Diagnosen, aber wenn kein Geld für Tests da ist, was soll man machen? Man kann nur nach bestem Wissen und Gewissen handeln, auch im Wissen, dass es nicht optimal ist.
Eine Arbeit, die in Nature Nanotechnology erschienen ist, hat das Potential, Abhilfe zu schaffen. Nach Angaben der Forscher hat der neue Test eine um den Faktor 10 höhere Sensitivität als die aktuell gängigen Methoden, benötigt keine teuren Messinstrumente und ist außerdem um den Faktor 10 billiger. Den Forschern gelang es, selbst wenige Moleküle eines zu entdeckenden Proteins für das bloße Auge sichtbar zu machen. Dadurch, dass keine Messinstrumente mehr notwendig sind, sinkt der Preis dementsprechend.
Bei einem üblichen ELISA-Test (siehe Bild) wird ein Antikörper (rot) auf ein Glasplättchen eingebracht. Ein zu testender Stoff wird dann aufgebracht und wenn darin ein passendes Molekül (grüne Schlinge) enthalten ist, dockt es am Antikörper an. Danach wird ein weiterer Antikörper (Gelb) aufgebracht, der an anderer Stelle an dem Molekül andockt. Das zu entdeckende Molekül ist damit wie bei einem Sandwich eingepackt, daher wird diese Art zu testen auch Sandwich-Test genannt.
Als nächstes wird ein weiterer zweiter Antikörper (blau) eingebracht, der wiederum gegen den ersten Antikörper gerichtet ist. Auf diesem ist ein Enzym aufgebracht, dass man dann “entdecken” kann. Hier wird Biotin (Grau) verwendet. Dieser weitere Schritt mit dem Extra-Antikörper ist nötig, wenn für das nachzuweisende Molekül keine enzymgekoppelten Antikörper verfügbar sind. Biotin bindet sehr stark an Streptavidin und daher bringt man ein farbiges Streptavidin-Konjugat auf und erreicht eine Verfärbung.
Eine Verfärbung kann man mit bloßem Auge nur bei sehr eindeutigen Reaktionen sehen. Man benötigt teure Maschinen und Software, um die Microarrays auszuwerten.
Den Forschern zufolge geht man bei dem neuen Verfahren im Wesentlichen gleich vor, aber der Trick ist, Wasserstoffperoxid zu verwenden, das sich an Goldionen bindet. Hohe Konzentrationen von Goldionen führen dazu, dass sich nicht zusammenhängende, kugelförmige Nanopartikel bilden. Sind dagegen wenig Goldionen vorhanden, so formen sich zusammenhängende Klumpen der Nanopartikel, die die Lösung dann blau färben. Dieser Effekt ist offenbar so stark, dass er mit bloßem Auge erkennbare Verfärbungen bildet.
Dieser Effekt wurde laut dem veröffentlichten Artikel auch mit 20 HIV-positiven und 10 negativen Patienten getestet. Es war dabei mit bloßem Auge möglich, die getesteten Samples zu unterscheiden; mit technisch aufwendigeren Messungen ließe sich die Effektivität des Tests wohl noch erhöhen. Der Test war dennoch von höherer Sensitivität als der heutige “Gold-Standard” bei HIV-Tests.
Selbstverständlich sind noch weitere Tests und Erfahrungswerte notwendig; die Arbeit spricht zwar von einer hohen Sensitivität, aber wie hoch die Spezifität ist, wird nicht gesagt.
Dennoch ist diese Technologie sehr vielversprechend und besitzt das Potential, auch für arme Länder erschwingliche HIV-Tests hervorzubringen. Darüber hinaus funktioniert die Technologie, wie in der Arbeit ebenfalls gezeigt wurde, auch mit anderen Proteinen und kann im Prinzip auch zur Krebserkennung eingesetzt werden. Laut der veröffentlichten Arbeit wurde das Verfahren auch mit einem Prostatakrebs-spezifischen Antigen getestet.
Damit kann man vielleicht endlich die ungeliebte Bangui-Definition loswerden und richtig testen.